Geschichten - Das Pferdegrab im Amselholz
Nördlich der Straße Deute - Wolfershausen, hart an der Grenze des Kreises Melsungen, liegt das Amselholz, wie es als Haldorfer Wald schon vor Jahrhunderten hieß, unweit vom Amselhof. Im Amselhof findet der Wanderer eine Grabsteinplatte, über die Hans Eichel zu berichten weiß:
„Eingebettet in die Grasnarbe, umrankt von Himbeer- und Brombeerzweigen, trägt die schrägliegende Grabsteinplatte im oberen Teil zwei Pferdeköpfe, die als Halbrelief aus dem Sandstein herausgehauen und von einer stilisierten Blattranke umgeben sind. Darunter finden sich Schriftzeichen eingemeißelt. Sonne und Regen von fast einem Jahrhundert haben auf diese Schriftzeichen eingewirkt, und so muss sich der Wanderer bemühen, alle Buchstaben zu entziffern. Die Inschrift lautet: HIER RUHEN BELLA UND ROSA - den 15TEN JUNI 1868. Es ist die Grabstätte zweier Pferde. Um dieses Grab spann sich das Rankenwerk der Sage, bis das Rätsel gelöst werden konnte. So erzählte man in den Nachbarorten, hier ruhe das falbe Pferdepaar, das den Leichenwagen zog. Doch die geschichtliche Überlieferung weiß, dass acht Apfelschimmel jenen Trauerwagen zogen.
In Wirklichkeit handelt es sich um die beiden Pferde Bella und Rosa einer Witwe Biermann aus Kassel. Dieses besonders schöne Isabellenpaar, das weit und breit bekannt war, hatte die Besitzerin einem Bauern angeboten, nachdem die Tiere aus dem Dienst der Frau entlassen worden waren. Da sich kein Liebhaber fand, ließ die Besitzerin sie von einem Rittmeister erschießen und im „Amselholz" begraben. Zur Erinnerung an die treuen Tiere aber wurde die Grabsteinplatte gesetzt - als Gedenkstein."