Die Schlüsselfrau zu Felsberg
Das Schloss Felsberg ist im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden. Lange zuvor wohnte dort eine Gräfin, die im Besitz großer Schätze war und beide, die Gräfin wie die Schätze kann der, welcher die Gelegenheit beherzt ergreift, noch heute in einem unterirdischen Gemach des jetzt verfallenen Schlosses sehen.
Von der Schlüsselfrau, wie die Felsberger sie nennen, erzählt man sich viele abenteuerliche Dinge. In der Neujahrsnacht zeigt sie sich am Schlossberg und winkt den Vorübergehenden. Denn sie soll nicht eher erlöst sein, bis der Schatz gehoben ist, welchen sie behütet. Mancher hatte schon die Chance, doch fehlte es zur rechten Zeit an Mut, an Verstand oder Witz.
Ein Mann aus der Stadt erblickte sie einst und bemerkte, dass sie ihm winkte. Er nahm all seinen Mut zusammen und folgte der Schlüsselfrau in den Turm des Schlosses, wo sie eine Treppe hinabstiegen. Unten angekommen sah er einen Haufen Gold aufgeschichtet. Auf dem Tisch lag eine weiße Rose. Die Schlüsselfrau sagte, er möge nehmen, was ihm das Beste scheine. Da griff der Mann nach dem Golde statt nach der Rose und plötzlich war alles vor seinen Blicken verschwunden und er fand sich in der dunklen Nacht am Abhang des Schlossberges liegen. Der Schreck führte seinen baldigen Tod herbei, doch wendete er zuvor sein Vermögen an um Länderein im Felde von Gensungen zu kaufen und diese der Kirche zu schenken, mit der Bedingung, das dafür Messen zum Seelenheil der ruhelosen Schlüsselfrau gelesen würden.